2007-09-28
Dir vorzulesen, war das was ich in diesen vielen Stunden so sehr genossen hatte. Ich weiß genau, wie Du an diesem Abend, von welchem Du gerade selbst gesprochen hast, neben mir lagst. Du sahst nur mich an, nichts sonst. Es kam mir fast vor wie eine Ewigkeit, und ich las, immer wieder versucht Dir noch näher sein zu wollen - und dann unterbrachst Du mich an jener Stelle. Ich weiß wie viel Dir dieser Text bedeutet hat und ich weiß, was Du mir sagen möchtest, wenn du genau diesen einen Satz heute und hier in mein Gedächtnis zurückholst. Doch mehr, als an seine Worte, erinnere ich mich an Deine - wie Du mir mit Deiner immerwährenden Feinfühligkeit das Buch aus der Hand nahmst – es beiseite legtest – und dein Blick sich mit der Wärme Deiner Worte zu einer Ganzheitlichkeit vereinte.
Versuche Dir nur einen Moment vorzustellen, dass Wahrheit und Wirklichkeit eines sind. Dann, wenn Du für Dich ein fassbares Bild erschaffen hast, strafe beide zugleich mit Verachtung - und sieh mich an - so wie Du es damals tatest.
Um nichts in der Welt möchte ich Dich Deiner Wirklichkeit berauben. Sie gehört Dir und ich achte Dich so sehr für die Beständigkeit mit der Du sie vertrittst. Doch wenn es tatsächlich möglich wäre, sie nicht zu erkennen, wäre es dann nicht manchmal leichter – nicht für Dich allein, sondern für uns? Und genau so sehr wie ich mir wünsch, dass Du dann meine Wirklichkeit zu Deiner machst, so sehr fürchte ich mich davor.
L.